Vierteljahresschrift für das Gesamtgebiet der katholischen Theologie
Begründet von Kardinal Leo Scheffczyk • ISSN 0178-1626
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Zusammenfassung

Heinz Sproll:
Die mimetische Maschine kat exochen:
Roms universale Deutungshegemonie als zentrales Referenzobjekt bei Martin Heidegger
(FKTh 2013-2, S. 94–109)

Ausgehend von seinem Mythos eines seinsgeschichtlichen Anfangs bei Heraklit und Parmenides kann Heidegger besonders in seiner Parmenides-Vorlesung vom Wintersemester 1942/43 in Rom nichts anderes als eine mimetische Maschine mit dem imperialen Anspruch auf Diskurshoheit sehen, die die vorsokratische Ontologie als Seinslehre zugunsten einer Metaphysik des Seienden mit ihrer Bodenlosigkeit verfälschend transformiert habe und so weiterhin tradiert. In dieser römischen translatio der sich entbergenden aletheia in veritas liegt nach Heidegger der Grund nicht nur für den Juridismus Roms, sondern für die seinsvergessene abendländische Kultur mit ihrem Humanismus und Technizismus, die das Seiende im Modus des römischen Organisationshandelns verwalten. Mithin würde die römisch-katholische Kirche die im „im imperialen Wesensbereich" (Heidegger) generierte veritas mit absolutem, inappellablen Geltungsanspruch technisch administrieren und entscheiden.

Mit seiner Intention, einen fundamental-ontologischen „anderen Anfang" im Gefolge Friedrich Hölderlins und Friedrich Nietzsches zu denken, folgt aber Heidegger nicht nur dem durch den Deutschen Idealismus begründeten antirömischen Affekt, - mehr noch: sein geistespolitischer Kampf gegen Rom lässt ihn in die Falle einer „gottlosen Theologie“ (Karl Löwith) und eines esoterischen Gnostizismus taumeln, den die katholische Kirche seit ihren Anfängen in Treue zum depositum fidei mit aller Entschiedenheit zurückgewiesen hat.

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