Vierteljahresschrift für das Gesamtgebiet der katholischen Theologie
Begründet von Kardinal Leo Scheffczyk • ISSN 0178-1626
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Zusammenfassung

Veit Neumann:
Der gebändigte Zauber des Wortes
Sind Theologen die besseren Schriftsteller?
(FKTh 2014-2, S. 99–112)

Theologen und Schriftsteller verbindet der problematische Umgang mit der Sprache. Allerdings haben beide mit der Dynamis (dem „Zauber“) des Wortes unterschiedlich umzugehen. Für den Schriftsteller hat das angemessene Wort die Funktion, existenzdeutend und somit existenzerleichternd zu sein, ohne abgeschnürt oder magisch entgrenzt zu werden. Für den Theologen hat es die Funktion, Träger der Erkenntnis im Glauben zu sein. Die Problematik der Dynamis des Wortes – dass alles Große wird und nicht gemacht wird – lässt sich in die marianische Haltung des Geschehenlassens hinein auflösen: „Mir geschehe nach deinem Wort.“ Es zeigt sich: Theologen könnten die besseren Schriftsteller sein, der Weg dahin ist aber noch weit: Theologen könnten in manchen Bereichen der Existenzerschließung die besseren Schriftsteller sein, während sich Schriftsteller aufgrund einer inneren Tendenz ihrer literarischen Produktion zur Bürgerlichkeit nicht leicht tun, das Wort als Symbol der Erlösungsbedürftigkeit zu begreifen. Zunächst müssten Fragen an den Umgang mit dem Wort in Pastoral und Theologie gestellt werden, die in einer Wechselwirkung stehen. Diese ernsthafte Kritik hätte praktische Konsequenzen: die Sensibilisierung für den Umgang mit dem Wort im Studium; für die Predigtausbildung, den Pastoralkurs und das Gebet. Registriert werden sollte dann allerdings auch, dass Schriftsteller die religiöse Frage zur Erhellung der Existenz durchaus bewegt.

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