Vierteljahresschrift für das Gesamtgebiet der katholischen Theologie
Begründet von Kardinal Leo Scheffczyk • ISSN 0178-1626
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Zusammenfassung

Peter Bruns:
Briefwechsel mit einem Muslim – Al-Kindis Apologie des Christentums (9. Jh.)
(FKTh 2014-4, S. 241–260)

Der Brief eines anonymen arabischen Christen, veröffentlicht unter dem Namen „Al-Kindî“, stammt aus dem neunten oder zehnten Jahrhundert in Mesopotamien. Er bietet eine Apologie des Christentums, die hinsichtlich ihrer Anlage, ihres Umfanges, ihres Zweckes und ihrer Methode einzigartig ist. Das Werk enthält einen fiktiven „Brief“ eines Muslims, der seinen christlichen Gesprächspartner zur Annahme des Islam überreden will. Die muslimischen Einwände gegenüber dem Christentum werden hier gebündelt, um sie anschließend zu widerlegen. In einer glaubensfeindlichen Umwelt muss sich der christliche Schutzbefohlene behaupten und mit guten Argumenten zur Wehr setzen. Al-Kindî zeigt, dass die Kennzeichnung der göttlichen Dreifaltigkeit im Koran nicht der christlichen Lehre entspricht. Die Gestalt Mohammeds wird an den Kriterien biblischer Prophetie gemessen. Die schriftliche Fassung des Korans hat sich erst im Laufe einer längeren Entwicklung herausgebildet; die Endredaktion fand 200 Jahre nach dem Tod Mohammeds statt und bietet einen sprachlich mangelhaften Text. Interessant sind auch die Hinweise auf die rituellen Verpflichtungen der Muslime und den „heiligen Krieg“. Al-Kindî hat auch den folgenden Generationen den Weg gewiesen, wie es vor allem die lateinischen Übersetzungen seines Werkes im maurischen Spanien bekunden.

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