Vierteljahresschrift für das Gesamtgebiet der katholischen Theologie
Begründet von Kardinal Leo Scheffczyk • ISSN 0178-1626
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Zusammenfassung

Walter Hoeres:
Wege der Metaphysik
Thomismus und Scotismus: die endlose Alternative
(FKTh 2014-4, S. 278–289)

Das 20. Jahrhundert hat der thomistischen Philosophie einen großen Aufschwung gebracht, weil man jetzt wieder entdeckt hat, dass das “Sein” für den Aquinaten so viel wie Fülle aller Wirklichkeit bedeutet. Konsequent wurde auch das Sein wieder als erstgeschaffene Wirklichkeit verstanden, die sich in die einzelnen Dinge ergießt, in ihnen Begrenzung und damit Bestand gewinnt. So wurde es auch möglich, diesen neuthomistischen Entwurf ganz klar von der anderen großen Konzeption scholastischer Metaphysik abzugrenzen, wie wir sie bei Scotus und Suárez finden. Für sie ist und bleibt “Sein” ein Allgemeinbegriff, der aber dennoch kein bloßer “flatus vocis” ist. Vielmehr bezeichnet er das größere oder geringere Maß an Vollkommenheit der Dinge und damit auch die Seinsschwäche, die die Geschöpfe prägt. Der Beitrag will zeigen, dass es untunlich ist, der scotistisch-suarezianischen Konzeption von den ganz anderen neuthomistischen Voraussetzungen her “Seinsvergessenheit” vorzuwerfen.

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