Zusammenfassung
Leo Scheffczyk (†):
Erlösung als Vollendung der übernatürlichen Ordnung
(FKTh 2015-4, S. 241–253)
An der Theologie Matthias Joseph Scheebens (1835–1888) stellt Leo Scheffczyk (1920– 2005) heraus, dass die Schöpfung einer umfassenden übernatürlichen Ordnung inbegriffen ist, die durch die Erlösung vollendet wird. Die Erlösung erfolgt im Christusereignis und dient nicht nur der Überwindung der Sünde und des Bösen, sondern dem Gesamtziel der übernatürlichen Ordnung, nämlich der Verherrlichung Gottes. Charakteristisch für Scheeben ist, dass er auch seine Inkarnationstheologie diesem heilsgeschichtlichen Rahmen gänzlich einordnet. Die Menschwerdung ist somit das heilsgeschichtliche Grundfaktum der Erlösung; davon empfangen die Taten Christi, einschließlich des Kreuzesopfers, ihre Wirkung der Sühne und der darüber hinausgehenden vollkommenen Verherrlichung Gottes. Die Aktualität der Erlösungstheologie Scheebens liegt für Scheffczyk zum einen in der heilsgeschichtlich-universalen Dimension, worin das heute betonte Anliegen gesamtmenschheitlicher Solidarität (gegen bloßen Individualismus) aufgenommen ist, sodann in der konsequenten Übernatürlichkeit, worin einer Verquickung zwischen Heilsgeschichte und Evolutionismus bzw. sozialer Aktion vorgebeugt wird, und schließlich in der durchgreifenden Theozentrik, in der die Gefahr einer anthropozentrischen Abzweckung theologischer Rede von vorneherein vermieden ist.