Vierteljahresschrift für das Gesamtgebiet der katholischen Theologie
Begründet von Kardinal Leo Scheffczyk • ISSN 0178-1626
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Zusammenfassung

Heinz Sproll:
FI(LIO) DEI AVG(VSTVS) SACR(AVIT)
Augustus als Seher der Theophanie und als Diener Christi
(FKTh 2019-3, S. 218–240)

Um einen stabilen Erinnerungsraum im Sinne der „longue duree“ (F. Braudel) zu analysieren, geht die vorliegende Studie zum Narrativ der Theophanie des Augustus methodologisch von den kulturanthropologischen Theoremen Aleida Assmanns und Hans Blumenbergs aus. Dabei kann festgestelllt werden, dass bereits vorchristliche Mythologeme zu Augustus als Visionär die stabile Matrix für das metaphorische christliche Theologumenon der providentiellen Funktion des Augustus und der Tiburtinischen Sibylle bildeten.

Die Theologie der Inkarnation des Logos prägte die paideia des christlichen Bildungsgedächtnisses so, dass in ihm die Chronographia des Johannes Malalas (ca. 490–575) und die Mirabilia Urbis Romae (um 1140) als metaphorische Narrative der Theophanie des im Dienste Christi stehenden Augustus eine über die URBS hinausgehende, für den gesamten Orbis Christianus geltende Bedeutung gewannen.

Parallel zur semantischen Deutungsmatrix wurde die Metaphorik dieser Theophanie im Augustusaltar der Basilica Sancta Maria in Aracoeli (vor 1143) monumentalisiert. Er wurde in der Zeit der Hochscholastik daraufhin ikonographisch sichtbares Zeichen für das unsichtbare Mysterium der Epiphanie des Herrn mit der Intention, die Gläubigen vermittels der Botschaft des sakralen Symbols in Analogie zur Theophanie des Augustus an der eucharistischen Realpräsenz teilhaftig werden zu lassen.

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