Zusammenfassung
Winfried König:
„Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht“ (Jes 7,9)
Der Glaube an den lebendigen Gott in der Antrittsvorlesung J. Ratzingers 1959
(FKTh 2022-1, S. 1–14)
Angesichts des Rückgangs der Glaubenspraxis in den Fünfzigerjahren beschäftigte sich Joseph Ratzinger schon zu Beginn seiner akademischen Laufbahn mit der Frage nach dem „Gott des Glaubens“. In der konfessionellen Landschaft Westdeutschlands standen sich intellektuell eine katholische „Schultheologie“ und ein evangelischer „Bibelglaube“ gegenüber. Ratzinger weist darüber hinaus auf eine dritte Komponente, auf den Glauben an den lebendigen, persönlichen Gott, hin. Damit gelingt ihm die denkerische Verbindung zwischen dem transzendenten Gott und seiner Offenbarung in Zeit und Geschichte durch die jeweilige Erfüllung prophetischer Verheißungen. Darüber hinaus ist das Verhältnis des Menschen zu Gott ein dialogisches, ja ein Liebesgeschehen. In dem beständig geübten Austausch mit dem lebendigen Gott findet der Mensch seinen Sinn und wird fähig, Gemeinschaft in Fülle zu leben.