Zusammenfassung
Thomas Stark:
Narrativität und Diskursivität
Zwei Formen des Sinnverstehens
(FKTh 2022-1, S. 15–29)
Mit dem durch die frühe griechische Philosophie vollzogenen Übergang vom Mythos zum Logos wird die narrative Form des Sinnverstehens durch die diskursive Form des Sinnverstehens als Fundament der Wirklichkeitsdeutung abgelöst. Eine analytische Philosophie der Geschichte vermag indes zu zeigen, daß auch jedes Narrativ theoretische Deutungsmuster impliziert, die es an diskursive Strukturen anschließbar macht. Und schließlich müssen - wie Platon gezeigt hat - diskursive Deutungssysteme, sofern sie einen umfassenden, universalen und fundamentalen metaphysischen Geltungsanspruch erheben, ihrerseits wiederum auf narrative Deutungsmuster gegründet werden, die als basale Mustererzählungen auftreten, denen eine gleichsam poetische Evidenz zugesprochen werden kann.