Zusammenfassung
Karl-Heinz Nüsser:
Das Gute und das Glück in der Ethik bei Platon und Aristoteles
(FKTh 2024-2, S. 97–109)
Robert Spaemann ist in seinem Buch Glück und Wohlwollen von der Einsicht ausgegangen, dass die Natur und das Glück des Menschen nicht erst von uns in der Moderne rezipiert werden müssen, sondern immer schon uns zugänglich sind. Wer sind wir denn, dass wir das Recht hätten, über eine Antikenrezeption zu entscheiden? Die Glücksauffassung von Platon, die auf einer ethisch-metaphysischen Erkenntnis beruht, ihn aber zur Schaffung einer widersprüchlichen Größe des Staates verführt, wird von Aristoteles in der Auffassung des nous, der in der Einheit mit der menschlichen Seele wirkt, korrigiert. Der naturhafte Einfluss des nous kann und muss vom Menschen durch die Lenkung und Begrenzung seiner Bedürfnisse zur Geltung gebracht werden. Der Arzt, der mit den Mitteln der Medizin sich selbst heilt, ist das Vorbild für den modernen Menschen im Umgang mit der Natur. Die kontemplative Betrachtung des höchsten Seins, mit dem der Mensch die Glückseligkeit im Auge hat, ist dafür unabdingbar.