Vierteljahresschrift für das Gesamtgebiet der katholischen Theologie
Begründet von Kardinal Leo Scheffczyk • ISSN 0178-1626
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Zusammenfassung

Michael Stickelbroeck:
Ist das Übel ein notwendiges Konstituens des Geschaffenen?
Zur Frage des malum und des defectus naturae in der gegenwärtigen Diskussion und bei Thomas von Aquin
(FKTh 2021-4, S. 273–285)

Der Beitrag streift die Theodizee-Frage in der zeitgenössischen Debatte, die manchmal zum Anlass genommen wird, den Theismus zu verwerfen oder das Übel als notwendiges Moment der geschaffenen Welt zu betrachten. Manche Theologen suchen mit Leibniz eine Rechtfertigung von Gottes Handeln im Hinblick auf alle Unvollkommenheiten, die in der Welt vorkommen, wobei das Übel, gemessen an der größtmöglichen Vollkommenheit des Universums, eine Relativierung erfährt. Andere sehen eine durch die Kontingenz der endlichen Dinge strukturelle Notwendigkeit des Übels, wie es dem Menschen begegnet. Gewisse Unterscheidungen, die bei Thomas von Aquin gemacht werden, wenn er von der Endlichkeit der Dinge und der Positivität des Seienden als auch von der Defektibilität der Dinge redet, können sich als hilfreich erweisen, um denkerische Schwierigkeiten zu vermeiden. Für Thomas kann die Vollkommenheit des göttlichen Schöpferhandelns nicht an einem aktualen oder möglichen geschaffenen Effekt bemessen werden. Auch in einer kontingenten und defektiblen Schöpfung teilt sich die Gutheit Gottes auf vollkommene Weise mit.

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